Rahmirons Tod

Rahmiron wälzte sich unruhig auf seinem Lager hin und her.
Er war ein glücklicher Mann gewesen, hatte eine gute Arbeit gehabt und genug Geld, um ab und zu eine der Kneipen zu besuchen. Alles war perfekt gewesen. Bis er - ja, bis er eines Abends Yleia getroffen hatte.

Die Spelunke, in der er sich damals befunden hatte, war heruntergekommen und verrufen und genau deshalb hatte er sie noch nie betreten. Aber aus irgendeinem seltsamen Grund hatte er beschlossen, nach Feierabend nicht in seine Stammkneipe zu gehen, sondern einmal das kleine Lokal am anderen Ende der Straße zu besuchen. Er saß gerade mit einem guten Glas luranischem Sa-ul am Tresen und beobachtete die Kneipenbesucher, als es plötzlich still wurde. Nur der Musiksklave auf seinem Podest in einer Ecke sang weiter. Die Rauchschwaden der Lahnpfeifen machten es schwierig, den Eingang zu erkennen. Alles, was er erkennen konnte, waren zwei schemenhafte Gestalten.

"Die Königstochter!" flüsterte jemand neben ihm. Neugierig drehte er sich um. "Die Prinzessin?"

"Ja, Yleia! Man hat erzählt, dass sie sich bisweilen unters Volk mischt. Aber dass ich das einmal erleben würde ...." Der zahnlose Bastard kicherte begeistert.

"Man sagt, sie ist wunderschön! Schau, sie kommt her, mein Junge. Pass gut auf, dass sie dir nicht entwischt. Eine hervorragende Partie, ja ..." Immer noch kichernd wandte er sich wieder ab.

Sie kam tatsächlich und setzte sich neben ihn. Ihr weicher, angenehmer Geruch, den er später noch so oft wahrgenommen hatte, überdeckte den säuerlichen Gestank der Pisse und Kotze, die wie so oft den Boden bedeckte.

Es war nicht die "hervorragende Partie" oder etwa ihre Schönheit. Er hatte sich einfach in sie verliebt und sie sich in ihn. Yleia und er hatten sich immer wieder getroffen, sie hatten gelacht und gescherzt, sie hatten sich geliebt und geküsst.

Und für dieses Wunder, das sein Herz immer noch erfüllte, hatte jemand ihm seine Magie genommen, hatte jemand ihn zum Sklaven gemacht! Wütend vergrub er seinen Kopf in dem harten Kissen. Er würde schlafen und hoffen, wieder Bilder von ihr zu empfangen. Yleia ... Leise glitt er in die Welt der Träume hinüber.

Als er erwachte, steckte ein Dolch in seiner Brust. Mühsam holte er Luft. Was war geschehen? Eine dunkle Gestalt beugte sich über ihn. Ein Auftragsmörder! War seine Liebe denn so schlimm? Seine Hand glitt in den schmalen Spalt zwischen der Wand und seiner Liege. Fest umfassten seine Finger den kühlen Griff der Kalturinok.

Mit der letzten Kraft, die seine sterbenden Fasern noch erfüllte, holte er aus und schlug zu. Tief grub sich das Axtblatt in den ungeschützten Bauch des Überraschten. Dann kam der Tod und holte seine Seele. Er war zu spät, der alte Krieger, den er zuletzt begleitet hatte, war noch voller Leben gewesen und hatte sich gesträubt. Aber nun war er da und führte die Seele Rahmirons fort. "Stirb!" flüsterte er noch, ehe er aus dieser Welt verschwand.