Das Haus der Schreienden

Heute kommst du in das Haus der Schreienden,
Männer stramm mit starrem Blick,
sie schreien morgens, mittags, abends,
nach Willkürrecht und Willkürnorm
mit Auszeichnung und Uniform,
sie brüllen und schreien Frauen und Kinder in die Reihen,
die einen links, die anderen rechts

Doch morgen schon wird alles anders,
morgen gehst du auf eine schöne Reise,
dein Ziel - wähle weise - kannst selber du bestimmen,
ob Treblinka, Dachau, Auschwitz,
es steht jeder Wunsch dir frei.
Denn wenn einmal dort du bist,
wirst du nie nach Hause wollen,
sprach ein Aufseher ganz ohne Grollen
und grinste leis´ dir ins Gesicht.

Denn da kommst du in das Haus der Schreienden,
nur eines von vielen,
mit Männern stramm mit starrem Blick,
sie schreien morgens, mittags, abends
nach Willkürrecht und Willkürnorm
mit Auszeichnung und Uniform,
sie brüllen und schreien mit erhobenem Arm
und wo vormals Kinderaugen waren
bleibt nur noch Dreck und Schmutz zurück.

Wenn du dort bist, sieh nicht hin und
tue stets das was sie sagen,
denn schließlich kommst du in das Haus der Schweigenden
und sein Schornstein zeigt, stets ist es leer.
Im Haus der Schweigenden

ist Platz für dich und deines Gleichen.
In seinem Nebel bleiben deine Worte ungehört,
denn selbst die Brüllenden und Schreienden,
die ständig schreien
mit Willkürrecht und Willkürnorm,
mit Auszeichnung und Uniform,
könnten niemals sie ertragen ...

Karpantis
Gedanken in Erinnerung an einen Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau